Ganz zeitig (also gegen 6.30 Uhr) bin ich laufen gegangen und hab mich im Anschluß in die kalten Fluten der Ostsee gestürzt. Damit ich zeitig losfahren kann. Das hab ich dann 7.30 Uhr auch gemacht. Die noch schlafenden Herrschaften auf dem Platz werden sich gewundert haben ob des ungewohnten Lärm´s in aller Herrgottsfrühe. Mir war´s egal.
Und heute lief die Fahrt ohne Probleme, ohne mit Brücken zu kollidieren. Es ging einfach gut. So wie es sein soll. Ich hab auch meine zweite Navigation in Betrieb gesetzt, die prinzipiell das gleiche bringt wie die andere. Und nun hoffe ich, dass die Brückengefahr gebannt ist. Beide haben mir den gleichen Weg gewiesen.
Ich musste nur knapp 100 km zum ersten, und bisher beeindruckensten Ziel fahren. Gegen 9.30 Uhr war ich dort. An der Marienburg. Ich will euch nicht mit der Geschichte dieser Burg langweilen (wobei: wenn einer von euch den Wunsch äußern sollte, dann werde ich das gern nachholen).
Nur so viel: Nachdem die
Kreuzritter Jerusalem gegen Saladin verloren hatten, mußte sich der Großmeister eine neue Bleibe suchen.
Gefunden wurde dies im damaligen Kloster Marienburg, was dann zur gewaltigsten Burg ausgebaut wurde, die es damals gegeben hat. Und selbst jetzt ist es noch die größte Backsteinburg der Welt!
Waffentechnisch und bautechnisch war sie über viele Jahrhunderte uneinnehmbar.
Für mich war die Besichtigung dieser Burg, die sich über fast 4 Stunden hingezogen hat, äußerst beeindruckend.
Ich hab das in dieser Form noch nie gesehen.
Ich weiß nicht, wie viele
hundert Leute heute gleichzeitig diese Anlage besichtigt haben. Aber sie haben sich darin verloren.
Ich bin froh, dass ich den Halt hier eingelegt habe und diese Anlage besichtigt habe.
Gunnar hat mich im Vorfeld und auch vor paar Tagen am Telefon extra auf dieses Bauwerk hingewiesen. Und das war gut so. Danke.
Übrigens: Die Axt, mit der ich der armen Frau grade den Kopf abschlage, hab ich erstanden. Sie gehört jetzt mir. Vom Blut hab ich sie gereinigt. Es ist ein Duplikat einer richtigen Streitaxt, allerdings nicht geschärft. Das werd ich mal machen und sie dann auch verwenden. Zum Holzmachen. Zum Kämpfen.
Schließlich hab ich von der Marienburg Abschied genommen und die nächsten etwa 230 km in Angriff genommen, in die Masuren. Insgesamt hab ich nun etwa 1600 km zurückgelegt.
Während der Fahrt, insbesondere auf den letzten 30 km, ist mir kaum ein Fahrzeug entgegen gekommen. Manche Straßen waren nicht viel breiter als mein Auto. Sanfte Hügel, kaum Ortschaften, viel Wasser und viel Wald.
Und dann der Platz, den ich mir schon im Vorfeld, also heute während der Anreise, ausgesucht habe. Einfach ein Traum.
Mein Wagen steht direkt am Ufer des Sees, an welchem der Campingplatz liegt.
Parkähnliche Anlage, voll mit mittelalterlichen Skulpturen.
Die Gebäude sind ebenfalls alten Häusern nachempfunden, allerdings Plumpsklosetts gibt es dann doch nicht.
Die Mitarbeiter des Platzes tragen mittelalterliche Kleidung, viele Feuerstellen, einfach eben traumhaft. Jetzt wird es draußen dunkel, ein paar Frösche quaken, die Mücken hab ich ausgesperrt. Mückenschutz muß ich mir auf jeden Fall besorgen.
Der Platz heißt Galindia und liegt in der Nähe von Mikolajki. Falls einer von euch auch mal nachschauen will, ob ich hier die Wahrheit schreiben oder flunker.
Und, was ich unbedingt noch schreiben will, ist folgendes:
Heute Morgen, als ich abgereist bin und der Sonne entgegen gefahren bin, das Fahrgefühl genossen habe, den Lärm des Motors mit Musik überschallt habe, da ist mir irgendwie aufgegangen, dass, wenn man einmal auf den Geschmack gekommen ist, was das Reisen und die fremden Länder, Gegenden und Menschen betrifft, nicht mehr davon lassen kann. Das man das Fernweh in dieser Form nicht mehr los wird. Bestimmt ist es auch diese Art des Reisens, die Freiheit die man dabei genießt, die Ungezwungenheit, die Kontaktfreudigkeit, das man mehr oder weniger machen kann, was man will, also irgend wie alles zusammen.
Urlaube, deren Beginn und Ende durch betriebswirtschaftliche Belange diktiert wird, den man deswegen bekommt, damit die Arbeitskraft wieder vollständig und ausgeruht dem zur Verfügung steht, dem man seine Arbeitskraft verkauft, sind sicher mit dieser Art des Reisens, bei dem das Ende durch einen selbst bestimmt wird, nicht vergleichbar. Ich bin froh, dass ich in der Lage bin, dies so zu tun. Und ich selber weiß ja oft nicht, was der nächste Tag bringt, wo ich dann sein werden, was ich sehen, was ich erleben werde. Ich lass mich eben auch immer wieder überraschen.
Und ich glaube, begonnen hat dies bei mir, als ich 1984 das erste mal in Antygl war. Mit Ilona, Valerie und Mike. Und mit .... Und mit meinem Zelt, das mir Mike vermacht hat. Und meinem Polski-Fiat. Das waren noch Zeiten.
Nun muß ich doch noch was ergänzen. Außer den Mails meiner Bekannten und Freunde erhalte ich auch EMails von gänzlich unbekannten Menschen. Heute folgende von Dariusz Wrzosek:
Hallo mein Freund:)
Ich sah dich heute in Malbork. Fuhr mit seinem großen Fahrzeug. Ich mag deine Art des Lebens. Auch ich träume über solche Reisen:) Ich habe Ihnen einige Bilder - schicken sie Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen!